Bio

Antoni Rząsa

 

Das bildhauerische Schaffen von Antoni Rząsa ist eins der wichtigsten Phänomene der polnischen Kunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ausgebreitet zwischen Baum und Himmel, war es stetsumstritten: im jeden Unterton der künstlerischen Entscheidung, immer dann, wenn der Künstler mit der Materie experimentierte und mit Gott mediierte.

Er wurde am 26 Februar 1919 in Futoma in den Vorkarpaten (Südostpolen) geboren, in einem Gebiet, wo seit dem 16. Jahrhundert römisch-katholische Holzkirchen wie auf einer Insel, umgeben von orthodoxen Kirchenbauten und Synagogen, errichtet wurden. Die Kunst der nützlichen und sakralen Holzarbeiten war dort landläufig. Seit dem 19. Jahrhundert versorgte das aufblühende Handwerk die gesamte Region.

Die 1938 begonnene Lehre in der Schule für Holzindustrie in Zakopane war für Antoni Rząsa etwas ganz Natürliches. Bald musste er sie jedoch wegen des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs unterbrechen und kam erst 1948 nach Zakopane zurück. Diesmal brachte die Begegnung mit Antoni Kenar etwas mit sich: Rząsa begann in der Schule zu unterrichten und knüpfte Kontakte mit der Akademie der Schönen Künste in Warschau. So blieb er in Zakopane.

Er verließ die am Fuße der Tatra gelegene Stadt nur selten, am liebsten, um nach der heimatlichen Futoma zu reisen; aber auch nach Warschau führten seine Wege, zu diversen Ausstellungen, um dem Modernen, und sogar nach Italien und Russland, um dem Traditionellen zu begegnen. Seine Arbeiten überraschten die Zuschauer immer wieder mit einem völlig anderen Leidens-, Glaubens- und Humorverständnis. Die gekreuzigten Christusse, die weinenden Marien – wie in einem avantgardistischen Ballett Maurice Béjarts – fesselten die Betrachter mit Gesten und Vieldeutigkeit. Die Materie war dem Künstler folgsam, und die Menschen an den Tragödien und Hoffnungen interessiert, die in den Händen, Armen, Leibern und Dornen festgehalten worden waren. Rząsa wurde allmählich zur lebenden Legende, er bekehrte Priester und Atheisten. 1974 begann er zusammen mit seiner Frau, Halina, und seinem Sohn, Marcin, ein Haus in Zakopane zu bauen, aus dem eine Galerie entstand, ein Ort des für Skulpturen Ausgebildeten Raumes. Er starb am 26 Januar 1980 und verließ Ort und Menschen, die bis zum heutigen Tag die Formen, die Erinnerung und die Kunst hüten.

[Dorota Folga Januszewska]

2017 © Galeria Antoniego Rząsy